Gedenktafeln

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Bad Aussee - Spitalskirche

Das Spital zum Heiligen Geist und seine Kirche
Städte und Märkte hatten im Spätmittelalter regelmäßig Spitäler, welche mannigfache Liebestätigkeit an Hilfsbedürftige übten. Für Aussee bezeugt eine solche Anstalt erstmalig die Urkunde des Haillingers Heinrich Bochehe von 1395, in welcher er Hab und Gut "auf den gottesdienst, so man in den new gebauten spital daselbst zu hallten gedacht," widmete (eine angebliche Erwähnung von 1336 gehört ins Jahr 1436). Bürger Hallinger und die habsburgischen Landesfürsten trugen durch Stiftungen zum weiteren Ausbau der Anstalt bei, deren soziales Wirken ein Ruhmesblatt in der Geschichte des Ausserlandes ist. Von Anfang an bildete die Altersversorgung der Salinenarbeiter die Hauptaufgabe.
Die Kapelle - sie durfte in jener christlich geformten Zeit in keinem größeren Spital fehlen - ist dem Heiligen Geist als Helfer und Tröster der Kranken geweiht. Sie erhielt in ihren vermutlichen Weihejahr 1408 durch die Stiftung der steirischen Landesschreibers Ulrich von Reicheneck eine Messe an jedem Donnerstag. König Friedrich III. schenkte ihr 1449 den Hochaltar zur heiligen Dreifaltigkeit, für den im folgenden Jahr die Hallingerswitwe Barbara Schaureggerin eine tägliche Messe mit einem besonderen Kaplan stiftete. Noch von 1500 erhielt die Kirche das zweite gotische Tafelwerk von den Vierzehn Nothelfern auf dem Seitenaltar.
Als die Lehre Luthers auch im Ausseerland durchdrang und die Pfarrgemeinde im Jahre 1553 den Protestanten Johann Löfferll zum Pfarrer wählte, suchte König Ferdinand I. durch Stiftung katholischer Sonn- und Festtagsgottesdienste zu einer altgläubigen Insel zu machen. Seinem Auftrag an den Salzverweser Sebastian Tunkl vom 17. Juli 1554 entsprechend, wurde die noch heute zu sehenden Freskomalereien geschaffen: die einander gegenübergestellten alt- und neutestamentlichen Heilsereignisse an den Hochwänden, das Jüngste Gericht über dem Haupttor und der Doppeladler an der Stirnseite der Kirche. Auch das 1545 als Anbau abgebrannte Salinenspital wurde erbaut und erweitert. Alle diese Bemühungen des Herrschers sind in der Inschrift an der Westempore festgehalten. Trotzdem war die Spitalseelsorge 1568 bereits protestantisch. Wieder wurde die Spitalkirche Gegenstand des konfessionellen Kampfes, als Erzherzog Karl II. von Innerösterreich 1589 vergebens ihre Auslieferung an den katholischen Salzverweser anordnete. Erst 1595 - vier Jahre vor der Rekatholisierung der ganzen Pfarre - ging sie auf neuerliches Eingreifen des Landesfürsten Ferdinand II. - nach einem erregten Tumult - an die wenigen Katholiken über. Als letzter Rückzugposten der alten Gläubikteit und erster Stützpunkt der Gegenreformation hat sie somit auch besondere kirchengeschichtliche Bedeutung.
Im Gedenkjahr für Erzherzog Johann 1959 ließ die Salinenverwaltung Bad- Aussee den ganzen Innenraum sachgemäß erneuern. Zwei Weihekreuze, das Bindenschild-Wappen in der Seitenkapelle und die Thomasszene wurden als gotische Fresken dabei neu entdeckt, die Fresken von 1554 in der Schönheit ihrer ursprünglichen Farben abgedeckt und wiederhergestellt. Die in den beiden Weltkriegen verlorenen Glocken wurden ebenfalls durch neue ersetzt.


Besitzer des Originals bzw. der VorlageHerbert Fischer
Datum5 Jun 2016

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